Warum tragen Frauen ein Kopftuch?

Archiv der AG "Muslimische Frau in der Gesellschaft"

Warum tragen Frauen ein Kopftuch?

Die Gründe für das Tragen eines Kopftuches bzw. das Bedecken der Haare können sehr unterschiedlich sein. Wird es nicht wie z.B. in den 50er und 60er Jahren in Westeuropa und Nordamerika als „Mode“ getragen, so kann es sein, dass ein Kopftuch aufgrund kultureller Traditionen oder religiöser Überzeugungen getragen wird.

Weltweit gesehen sind die Gründe für das Tragen eines Kopftuches von Musliminnen vielfältig. Während einem Teil von Musliminnen gar keine andere Wahl bleibt, weil die Regime der Länder in denen sie leben, das Tragen eines Kopftuches vorschreiben oder der familiäre Druck so stark ist, dass sie keine Alternative sehen, lassen sich auch andere Gründe für das Tragen eines Kopftuches finden. So findet man muslimische Frauen, die von Zeit zu Zeit ein Kopftuch tragen, da dies Teil ihrer kulturellen Bekleidungsgewohnheiten ist und sie es einfach als schön empfinden, Frauen für die das Tragen eines Kopftuches aus einem eher traditionellen religiösen Verständnis heraus und einer damit verbundenen kulturellen Tradition selbstverständlich ist oder auch Frauen, die sich sehr bewusst aufgrund ihrer religiösen Überzeugung für das Tragen eines Kopftuches entscheiden.

Die religiösen Grundlagen

Die religiösen Grundlagen für das Tragen eines Kopftuches ergeben sich aus dem Qur’an und der Sunna. Die Sunna stellt die vorbildliche Lebensweise des Propheten Muhammad (s) dar, die durch Überlieferungen (Ahadith/singular Hadith) bezüglich all dessen, was der Prophet sagte, tat oder billigte übermittelt wurde.
Sicherlich gibt es immer wieder Stimmen, die behaupten, dass das Kopftuchtragen nicht als religiöses Gebot anzusehen ist. Das Auftreten dieser Auffassung ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass die Mehrheit der muslimischen GelehrtInnen und eine Vielzahl von Musliminnen für sich eindeutig das Gebot zum Tragen eines Kopftuches aus dem Qur’an und der Sunna ableiten.

Der Qur’an erhob die zur Zeit der Offenbarung geltende Sitte der Kopfbedeckung zur Vorschrift und präzisierte diese:
„(...) Und sie sollen ihre Kopftücher über ihre Kleiderausschnitte schlagen.“ (Qur’an Sure 24:31)
(Wa-l-jadribna bi-khumurihinna ‘ala Dschujubihinna)

Kopftücher ist die Übersetzung von arab.: khumûr, Sing.: khimâr

Der Gelehrte An-Nawawi (1233-1277) erläutert khumûr: „Mehrzahl von khimar und das ist das, was auf den Kopf der Frauen gelegt wird.“ ((An-Nawawis Kommentar zu Sahih Muslim: Sahih Muslim bi-scharh an Nawawi Bd. 14, Kairo1349/1930, S. 40f.)) Ähnlich führt der Gelehrte Ibn Dschauzi aus: „khumur ist das, womit die Frauen ihren Kopf bedecken.“ ((Ibn Dschauzi: Zad al-masir fi’ilm at-tafsir Bd. 6, Damaskus 1384/1964, S. 32.))

Folgender Hadith zeigt, dass dies von den Frauen zur Zeit des Propheten auch so verstanden wurde: In einer Überlieferung der Prophetengattin Aischa (r.a.) heißt es: „Als Allah herab sandte: ’Und sie sollen ihre Kopftücher über ihre Kleiderausschnitte schlagen’ zertrennten sie ihre Gewänder und verwendeten sie als Kopftücher für sich.“ (Aischa, Abu Dawud) (aus: Sunnan Abi Dawud)

(Quelle: Text zur Ausstellung “Muslimische Frauen stellen sich vor” der AG “Muslimische Frau in der Gesellschaft” anlässlich des Internationalen Frauentags 2004)